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Michael Wachtler

Schatzsuche im Dschungel von Venezuela

 

In der vergessenen Welt
Michael Wachtler

Wo liegen die letzten weißen Flecken auf dieser Erde? Wo sich noch unentdeckte Schätze finden lassen? Im Dschungel des Amazonas, im Dreieck zwischen Venezuela, Brasilien und Guyana gäbe es unwirtliche, hoch aufragende Tafelberge. Dort kämen zentimetergroße Goldkristalle zusammen mit Diamanten vor. Die Gegend sei so unwirtlich, dass es keine der großen Abbaufirmen geschafft habe, sich dort anzusiedeln. Dies sei das Reich der „garimpeiros“, wie die Vielzahl der illegalen Goldsucher Südamerikas genannt werden. Ihr schlechter Ruf verfolgt sie auf Schritt und Tritt. Sie seien für die Zerstörung der Natur durch Quecksilber verantwortlich, das Abholzen der Wälder und für die ständigen Übergriffe auf die Indios. Aber sie förderten geschätzte 10 bis 15 Tonnen Gold pro Jahr ans Tageslicht, dazu abertausende Karat bester Diamanten. Sie nannten uns den Namen Zapata-Gold. Fast reine Goldkristalle in den wundervollsten Ausbildungen. Dazu noch Gold-Skelettkristalle, menschlichen Schädeln gleich schauend, Gold gewachsen wie urzeitliches Farnlaub, mit Palladium angereicherte Goldmischkristalle ägyptischen Hieroglyphen ähnelnd. Aber man könne heute noch dabei leicht umkommen, warnten sie uns.

„El Trompo Rojo“ erwartete uns am Flughafen von Caracas. Sein Leben habe er als Ingenieur in der Erdölindustrie verbracht und es dabei nicht mehr ausgehalten. Was er nun mache, sei viel interessanter. „Jungle Buyer“ hätten ihn einige Amerikaner genannt. Der „Dschungel-Käufer“. Weil er die perfektesten Goldkristalle und Diamanten hätte. Eigentlich hieß der Mann Alejandro Stern, aber hier in Venezuela kannten sie ihn alle nur unter dem Namen „El Trompo Rojo“. Dergestalt hieß man den seltensten aller Diamanten, der hier gefunden werden konnte, der blutrote Diamant. Ein einziges Karat brachte annähernd eine Million Euro. In endlos langer Fahrt enteilten wir der Zivilisation. Bald tauchten wie urzeitliche Monster die ersten Tafelberge auf, die hier Tepuis genannt werden. Auf ihnen sollte es noch unbekannte Tiere und Pflanzen geben, dazu Gold haufenweise Selbst Dinosaurier überlebt haben, wie es der englische Sherlock Holmes Erfinder Sir Arthur Conan Doyle in seiner „Lost World“ beschrieb. Der große Schriftsteller hatte nie diese Gegend aufgesucht, die alle hier Gran Sabana nannten. Aber er hatte sich von den Erzählungen der Abenteurer in seiner Phantasie beflügeln lassen. Sie berichteten von hungrigen Kannibalen, kopflosen Menschen, faustgroßen Diamanten und sie hätten eigenartigerweise mit eigenen Augen alles zerfletschende Dinosaurier gesehen. So schuf er schon im Jahr 1912 den Vorgänger aller Jurassic-Park-Romane, wobei er sich sicher keine bessere Gegend auf dieser Welt hätte aussuchen können.

Goldsuchers Leben im Dschungel
Den ersten Goldgräber, den wir in der Nähe eines Städtchens mit dem bezeichnenden Namen El Dorado trafen, war ein vor langer Zeit ausgewandeter Schweizer namens Bruno Reichlin. „Banditen haben mir fünf Kugeln in den Bauch geknallt. Ich überlebte wie durch ein Wunder,“ erzählte er, als gehöre dies zum normalsten der Welt. Wir fuhren weiter südlich in die Nähe von Santa Elena de Uairén. Dort trafen wir einen nächsten Minero, der einsam und allein an einem Flussmäander nach Gold schürfte. „Ich lebe seit Jahren mit fünf Kugeln im Bauch,“ berichtete er als ich ihn nach der Herkunft seiner Narben fragte. „Oje, ist es hier Brauch dergestalt zu leben?“ wandte ich mich an „Trompo Rojo“.„Nein,“ beruhigte er mich, „man muss nur vorsichtig und unberechenbar sein. Sag niemals, wann du kommst, niemals wann du gehst, und vor allem saufe nicht mit den Goldgräbern, nachdem du ihnen was abgekauft hast.“ Er hätte auch schon einmal einem mehrere Kugeln in den Rücken ballern müssen, erzählte er wie unbedeutend.
Mit einer uralten klapprigen Cessna, überflogen wir den Dschungel und landeten schlussendlich auf einem holprigen Acker, dass ich es mit der Angst zu tun bekam, das Flugzeug könnte jeden Augenblick auf die Schnauze fallen. Parkupi hieße das Hüttennest. Wir luden um, sollte es doch nun stundenlang mit einem Holzboot mit aufmontierten überdimensionierten 200 PS-Motor über einsame Flussläufe noch tiefer in den Urwald gehen. Der „Jungle-Buyer“ erzählte uns von sich. Wie man Gold- und Diamantenhändler werden könne. Arnoldo, sein Sozius begleitete uns. Er trug die schwere Tasche mit dem Geld bei sich. Es handelte sich um viele tausende Euros. Am Gürtel trugen sie ihre Pistolen und mir kam vor, als seien ihre Hände untrennbar mit dem Knauf verwachsen.
Jeder bot Gold und Diamanten an. Ich lernte, in wie vielen Facetten und Kristallisationen das Gold vorkommen konnte, und in wie vielen Farben die Diamanten. Ich staunte in welch kurzer Zeit, mit Quecksilber gebundenes Gold durch offenes Feuer „rein geschmolzen“ werden konnte. Niemand machte sich besondere Gedanken, dass das Einatmen der giftigen Quecksilberdämpfe tödlich sein konnte. Genauso wenig über das Arbeiten in den stehenden, malariaverseuchten Tümpeln.
„Ich liebe bei weitem mehr Diamanten als Gold!“ brachte mich der „Jungle-Buyer“ schnell auf den Boden zurück. „Jeder einzelne stellt eine Überraschung dar.“ Man sah es Alejandro an, wie schwierig er sich beim Schätzen de Diamanten tat. Jede einzelne Farbnuance bedeutete eine andere Preistaxierung und die reichten von 120 Euro bis zu einer Million pro Karat. Ich staunte über die vielen Deutschen, die hier fernab der Welt ihr Glück versuchten. Kaum jemand konnte auf ein normales Leben zurückblicken. Viele waren einem Gefängnisaufenthalt entflohen, den meisten war das Leben in Europa zu stressig und zu schnell geworden.
In einer der wenigen, mit einer handvoll Häusern größeren Siedlung, in Los Caribes, entdeckten wir Hans Heiduck mit seiner Susanne. Er hatte sich dort an einem romantischen Wasserfall seine „Villa Tranquila“ errichtet. Einige der Rockefeller hätten ihn schon dort besucht, berichtete er stolz. Nun aber halfen ihm zwei weitere deutsche Aussteiger Alfred und Klaus. Sie hofften auf den großen Fund, wie alle, auf die vielen Kilo Gold, oder die zehnkarätigen Diamanten, die sie gleichzeitig mit dem Gold in einer Woche scheffeln könnten. Wenn sie nur auf die große Bonanza stießen. Trotzdem verlief das Leben hier langsam und für sie glücklich. Reichtum findet sich eigentlich nie, wo das Gold gefunden wird, erkannte ich sehr schnell. Und doch: Wo fand ich jemals größere Träume und Hoffnungen?
So besuchten einen „garimpeiro“ nach den anderen. Mal fuhren wir auf so holprigen Straßen, dass ich staunte wie unser Fahrer Kendall es nur schaffte weiterzukommen. Von Mal zu Mal sprang er heraus, untersuchte die Tiefe des Flussbettes, die Standhaftigkeit der Knüppel, die eigentlich eine Brücke ergeben sollten oder er hieb mit seiner Machete Zweige in den Morast, um seinen Allrad-Toyota wieder frei zu kommen. Dann wieder zerschlugen uns die wild sich aufbäumenden Boote die letzten Knochen. Als wir nach tagelanger Fahrt endlich wieder ins Dörfchen Santa Elena an der brasilanischen Grenze zurückkehrten, stießen wir auf den nächsten Deutschen, Frank Stöber mit Namen. Er bestaunte uns wie wir es gewagt hatten, so tief in die goldene Finsternis hinein zu fahren. Wir bewunderten ihn, dass er nach DDR-Gefängnisaufenthalt wegen gescheiterter Republikflucht und anderen Rebellionen hier sich sein Leben als Goldgräber aufbaute. Ein Buch über „erotische Dschungelabenteuer als Goldgräber“ hatte er bereits in einem bedeutenden deutschen Verlag veröffentlicht. Ein weiteres Buch über die größten Diamantenfunde in dieser vergessenen Welt sollte erscheinen. Wenn es für die letzten Abenteurer noch Interesse gäbe. Ich beruhigte ihn. Wer in diese Welt eintritt erlebt hautnah die Faszination der edlen Steine. Wo sonst, wenn nicht hier kann der einzelne kleine Mann, mit dem Fund einer großen Bonanza sein Leben von einem Tag auf den anderen ändern.


 

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